„Die Digitalisierung hilft uns, das Messeerlebnis zu erweitern“
Der Hersteller von elektronischen Bauelementen TDK Electronics hat seine Leaderfassung auf Messen digitalisiert. Im Interview sprechen Brigitte Müller, General Manager, Vice President Corporate Communication, und Patrick Choinowski, Head of Channel Management, über erste Erfahrungen und Wünsche an die Veranstalter.

Messekommunikation von TDK Electronics ist der Themenschwerpunkt von Brigitte Müller und Patrick Choinowski.
© privat | TDK Electronics
TDK Electronics ist ein weltweit aktives Unternehmen, das viel auf Messen unterwegs ist. Wie digital ist Ihr Messestand?
Brigitte Müller: Unser Messestand ist digital – aber nicht nur digital. Wir setzen auf einen ausgewogenen Mix aus realen Produkthighlights und digitalen Präsentationsformen. Unsere Besucher sollen Lösungen nicht nur sehen, sondern auch anfassen und erleben können – gerade auf Fachmessen ist das vielen ein echtes Anliegen.
Daher zeigen wir unsere Produkte weiterhin physisch, aber ergänzen sie gezielt mit digitalen Medien: LED-Wände, Touchmonitore oder interaktive Infostationen machen komplexe Inhalte greifbarer und sorgen für ein intensiveres Messeerlebnis. Die Digitalisierung hilft uns also nicht, etwas zu ersetzen – sondern das Messeerlebnis zu erweitern.
Auch hinter den Kulissen sind wir digital gut aufgestellt: Die Leaderfassung läuft vollständig digital mit Verknüpfung ins CRM. Bereits während und im Anschluss an die Messe wird die Kundenkommunikation automatisiert angestoßen – individuell auf den jeweiligen Kontakt zugeschnitten. So bleiben wir auch nach der Messe schnell und persönlich im Gespräch.
Die Leaderfassung, also das Erfassen von Kontakten auf Messen zu Entscheidern, ist in aller Munde …
Patrick Choinowski: Die digitale Leaderfassung löst gleich mehrere Herausforderungen auf einmal. Zum einen machen wir den Messestand papierlos – das spart nicht nur Ressourcen, sondern sorgt auch für mehr Ordnung und Effizienz. Vor allem aber ermöglicht sie uns einen nahtlosen Übergang vom Messegespräch zur weiteren Kundenkommunikation: Die erfassten Kontakte fließen in Echtzeit ins CRM-System und direkt weiter in unsere Marketing-Automation.
Der große Vorteil: Der Vertrieb kann seine Leads sofort weiterbearbeiten, ohne Umwege oder Zeitverlust. Parallel dazu erhalten Messebesucher – natürlich nur mit erteiltem Consent – automatisiert eine Dankesmail und, je nach Interesse, weiterführende Informationen. Und das oft schon während der Messe oder spätestens wenige Tage danach.

© Messe München / Markus Broenner

Leaderfassung am Messestand von TDK Electronics läuft vollständig digital mit Verknüpfung ins CRM.
© Messe München
Wie sieht es mit dem Kontakt zum Messeveranstalter aus, beispielsweise beim Übermitteln der Ticket-Codes, die Sie an Ihre Kunden weitergeben? Gibt es eine Schnittstelle oder müssen solche Daten manuell eingepflegt werden?
Patrick Choinowski: Der Kontakt zu unseren Messeveranstaltern ist sehr gut – die Zusammenarbeit reibungslos. Viele Veranstalter bieten inzwischen komfortable Services an, zum Beispiel ein zentrales Mailing mit direktem Ticketversand an die Kunden.
Wir haben uns jedoch bewusst für eine eigene Lösung entschieden: eine zentrale Plattform, über die wir die Ticketcodes individuell, markenkonform und gezielt an unsere Kunden versenden. Die Veranstalter stellen uns dazu in der Regel eine Excel-Liste mit den Codes zur Verfügung – das ist zwar nicht vollautomatisiert, aber durch unsere eigene Struktur gut handhabbar und flexibel steuerbar. So behalten wir den Überblick und können die Kundenansprache optimal auf unsere Kommunikationsziele abstimmen.
„In der Theorie ist da oft mehr möglich, als wir aktuell in der Praxis nutzen“
Welche Wünsche in puncto Digitalisierung haben Sie an Ihren Messeveranstalter?
Brigitte Müller: Viele Messeveranstalter bieten heute eine ganze Reihe digitaler Services an – in der Theorie ist da oft mehr möglich, als wir aktuell in der Praxis nutzen.
Ein konkretes Beispiel: Die Möglichkeit, Besucherdaten per QR-Code-Scan vom Besucherausweis zu erfassen, klingt erst einmal sehr hilfreich. In der Realität passen diese Daten aber häufig nicht gut zu unseren bestehenden CRM-Strukturen – etwa weil wichtige Informationen fehlen oder sich die Messebesucher mit privaten E-Mail-Adressen ihren Batch holen. Gleichzeitig werden für solche Services von den einzelnen Messeveranstaltern oft mittlere vierstellige Beträge aufgerufen, was die Attraktivität schmälert.
Was wir uns wünschen, sind praxisnähere, besser integrierbare Lösungen – zu fairen Konditionen. Und bei aller Technik: Die Qualität und die Verlässlichkeit der Besucherdaten bleiben ein zentraler Punkt, bei dem Veranstalter und Aussteller gemeinsam noch viel Potenzial heben könnten.

LED-Wände, Touchmonitore oder interaktive Infostationen machen komplexe Inhalte greifbarer.
© Messe München / Markus Broenner

TDK Electronics erhält den German Brand Award 2025 für Digitalisierung. - Brigitte Müller und Patrick Choinowski mit Dr. Werner Lohwasser, Vorsitzender des Vorstands TDK Electronics AG (Mitte)
© TDK Electronics
Wie sieht Wandel in Ihrer Branche aus?
Brigitte Müller: Der Wandel in unserer Branche wird zunehmend von der Digitalisierung getrieben. Wir beobachten kontinuierlich den Markt und die Bedürfnisse unserer Zielgruppen, um dann zu entscheiden, ob und wie wir auf eine Messe gehen. Der Wandel bedeutet für uns, dass wir unsere Messeauftritte zunehmend an die digitalen Bedürfnisse und Erwartungen unserer Zielgruppen anpassen – und so die Digitalisierung nicht nur als Trend, sondern als wesentlichen Bestandteil unserer gesamten Kommunikationsstrategie verstehen.
Die Fragen stellte Anne Böhl, Managerin Media im AUMA.
Brigitte Müller (Jahrgang 1975) ist seit November 2018 bei TDK Electronics tätig, einem Hersteller von elektronischen Bauelementen mit Sitz in München, und verantwortet als General Manager und Vice President den Bereich Corporate Communication. Zuvor war sie von 2011 bis 2018 bei Intel Corporation tätig. Ihre Karriere begann sie im Jahr 2000 bei der Infineon Technologies AG, wo sie bis 2011 vielfältige Erfahrungen in der Kommunikations- und Technologiewelt sammelte.
Patrick Choinowski (Jahrgang 1976) ist seit Oktober 2022 Head of Channel Management bei TDK Electronics. Zuvor war er acht Jahre bei KraussMaffei Technologies tätig. Weitere berufliche Stationen führten ihn zur „K-Zeitung“ und zur „Deutschen Handwerks Zeitung“.