„Die Idee geschlossener Materialkreisläufe war für uns der Schlüssel zu einer wirklich grünen Messekommunikation“
Christina Pfeufer, Head of Corporate Marketing & Communication bei IBC Solar, erklärt im Interview, wie ressourcenschonendes Messedesign, nachhaltiges Marketing und digitale Kommunikation zu einer kreislauffähigen Messebeteiligung beitragen.

Christina Pfeufer setzt beim oberfränkischen Photovoltaikunternehmen IBC Solar auf ganzheitliche Marketingstrategien.
© IBC SOLAR
2024 hat die IBC Solar AG den Sustainable Exhibitor Award auf der Fachmesse für die Solarwirtschaft, Intersolar, in München erhalten und 2025 den BrandEx Award, einen renommierten Preis in der Veranstaltungsbranche. Was macht Ihren Messeauftritt doppelt preiswürdig?
Wir bauen unseren Messestand bereits seit vier Jahren nach dem Cradle-to-Cradle-Designprinzip und erreichen damit eine Kreislauffähigkeit von 98 Prozent. Das bedeutet, dass wir Materialien verwenden, die wir entweder noch mal im Messebau oder in anderen Projekten einsetzen oder die nahezu vollständig in den biologischen oder technischen Kreislauf zurückgeführt werden können.
Ein paar Beispiele: Wir verwenden Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, welches wir nicht verleimen. Alle Teile sind nur verschraubt, um sie sortenrein trennen zu können. Aluminium verwenden wir für Konstruktionen, um unsere Exponate daran zu präsentieren. Diese Gestelle gehen zurück in den Mietpark des Messebauers und kommen bei anderen Messen zum Einsatz oder sind am Ende des Lebenszyklus sehr gut recycelbar. Und ganz verzichtet haben wir auf einen Boden für unseren Messestand. Denn gar keinen Rohstoff zu verbrauchen, ist noch besser, als einen kreislauffähigen einzusetzen. So sparen wir allein mehr als sieben Tonnen Material ein.
Eine der größten Herausforderungen bei Messeauftritten bleibt das enorme Müllaufkommen. Die Idee geschlossener Materialkreisläufe war für uns der Schlüssel zu einer wirklich grünen Messekommunikation. Wir freuen uns sehr über die verschiedenen Awards, die uns in unserer Vision von nachhaltigen Kommunikationskonzepten weiter bestärken. Und nicht zuletzt hoffen wir, auch andere Aussteller und die gesamte Veranstaltungsbranche zu inspirieren, ähnliche Wege zu gehen. Am Ende ist das ein wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit im Messebau, und wir sind stolz darauf, hier entsprechende Impulse zu setzen und die Zukunft der Messegestaltung nachhaltig zu prägen.

© Atelier Seitz

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Ihr Messestand setzt auf nachhaltige Kommunikation. Welche Rolle spielt digitale Kommunikation dabei?
Der Großteil der Marketingkommunikation auf unserem Messestand findet digital statt. So vermeiden wir jede Menge großflächige Drucke oder Beschriftungen an den Wänden, die nach der Messe nicht wiederverwendet werden könnten. Stattdessen zeigen wir auf zahlreichen Bildschirmen vielfältige Inhalte, darunter Montagevideos, neueste abgeschlossene Projekte und Produktfakten. Das ermöglicht uns, neben der Einsparung von Rohstoffen, mit den Besuchern viel stärker interaktiv und spielerisch in Kontakt zu treten. Sie können sich selbstständig oder mit unseren Mitarbeitenden an den Screens informieren und durch die Inhalte bewegen.
Wie viele Messebeteiligungen führen Sie mit Ihren Dependancen in der Schweiz, den Niederlanden, Japan und Südafrika im Jahr durch?
Ganz grob kann man sagen, dass wir jedes Jahr auf mindestens einer großen Messe pro Fokusland vertreten sind. Unser Schwerpunkt liegt dabei im europäischen Raum und in Südafrika, wo wir im Schnitt insgesamt auf zehn bis fünfzehn Messen und Veranstaltungen ausstellen. Diese Messen werden in der Regel von unseren internationalen Marketingkolleginnen und -kollegen geplant und durchgeführt. Auch hier bleiben wir dem Cradle-to-Cradle-Designprinzip so gut wie möglich treu.
Wie haben sich die Erwartungen der Messekunden in den vergangenen Jahren gewandelt?
Grundsätzlich sind die Erwartungen unserer Messebesucherinnen und -besucher immer noch ähnlich: Sie suchen nach Informationen, Kontakten und neuen Produkten. Natürlich erwarten sie eine ansprechende und professionelle Präsentation, die ihr Interesse weckt und sie zum Bleiben einlädt. Aber sie suchen auch zunehmend ein Erlebnis und eine persönliche Interaktion. Sie erwarten ein gewisses Maß an Unterhaltung, Networking und eine gute Atmosphäre. Auch das war ein Grund für uns, auf warme Materialien wie Holz zu setzen. Und bei der Messekommunikation merken wir eben sehr stark, dass die Besucherinnen und Besucher nicht mehr wie früher jedes einzelne Datenblatt in große Tüten packen und nach Hause schleppen wollen. Auch das bestärkt uns in unserem Fokus auf die digitale Kommunikation.
„Nachhaltige Materialien und effiziente Prozesse sind heute zentrale Anforderungen.“
Die IBC besteht seit über 40 Jahren. Wie zeigt sich Wandel in Ihrer auf Ressourcenschutz setzenden Branche?
In den letzten Jahrzehnten hat einiges an Wandel stattgefunden – vor allem durch den zunehmenden Fokus auf Ressourcenschutz, Digitalisierung und innovative Lösungen. Nachhaltige Materialien und effiziente Prozesse sind heute zentrale Anforderungen. Gleichzeitig ermöglichen digitale Technologien eine bessere Steuerung und Kommunikation – sowohl intern als auch mit unseren Kunden. Auch der Servicegedanke hat sich weiterentwickelt: Kunden erwarten nicht nur Qualität, sondern auch transparente, umweltbewusste und flexible Lösungen. Das beginnt beim hauseigenen Partnerportal, das eine transparente Projektabwicklung ermöglicht, geht weiter zur Entwicklung modularer Montagesysteme, die möglichst ressourcenschonend zusammengesetzt sind und individuell auf die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden können, und endet bei optimierten Lieferketten und Verpackungsmaterialien.
Die Fragen stellte Anne Böhl, Managerin Media im AUMA.
Christina Pfeufer ist seit 2016 bei dem Photovoltaikunternehmen IBC Solar mit Sitz im oberfränkischen Bad Staffelstein tätig. Dort verantwortet sie als Head of Corporate Marketing & Communication die zentralen Marketingaktivitäten des Unternehmens. Mit umfassender Erfahrung in der Branche und den Bereichen Brand, Marketing und Kommunikation – unter anderem durch frühere Positionen bei SolarMax und Loewe Technology– ist sie neben der Erstellung und der Umsetzung von ganzheitlichen Marketingstrategien auch für die Messekommunikation von IBC Solar zuständig.