„Ein starkes Messedeutschland braucht eine starke heimische Wirtschaft“

Philip Harting, AUMA-Vorsitzender
© AUMA | Steffen Kugler
In unseren bewegten Zeiten braucht es Ankerplätze, braucht es Treffpunkte für Menschen aus aller Welt. Es braucht Austausch und Gespräch. Es braucht Handel – und das alles auf Marktplätzen, denen alle vertrauen und auf die man sich verlassen kann. Und wer könnte das besser leisten als unsere Branche, die Messewirtschaft?
Das Institut der deutschen Wirtschaft bescheinigt, dass die deutsche Messewirtschaft positiver in die Zukunft schaut als die meisten anderen Branchen. Wir sind happy, auf dem Weltmesseplatz Nummer 1 Problemlöserinnen und Problemlöser für alle Zukunftsthemen zusammenbringen zu können. Ausstellende Unternehmen wie Besucherinnen und Besucher sind stark zurückgekehrt.
„Wir möchten die Bundesregierung motivieren, Freihandelsabkommen voranzutreiben - auch wenn der Gegenwind in Sturmstärke bläst.“
Die Zuwächse 2024 sind erfreulich, zeigen aber: Wir sind noch immer nicht bei allen Kennzahlen auf Vor-Corona-Niveau. Beim Umsatz ja, aber bei Besucherinnen und Besuchern sowie Ausstellern sind wir von den Spitzenwerten der Zeit vor Corona noch entfernt. Die Pandemie allein ist nicht der Grund, sondern auch die sich rasant wandelnden Gewissheiten weltweit. Auch Branchen verändern sich stark, Unternehmen verändern sich, Konsumgewohnheiten verändern sich. Und spätestens in dieser Pandemie hat der internationale Wettbewerb seine Chance genutzt und verwandelt. Der internationale Wettbewerb ist hart und wir spüren ihn jeden Tag.
Und daher sind drei Gedanken wichtig:
Schluss
mit den Sonntagsreden. Ein starkes Messedeutschland braucht eine starke heimische Wirtschaft, vor allem unseren starken Mittelstand. Für die größte Volkswirtschaft in Europa sind drei Jahre Stagnation und Rezession ein schriller Alarmruf. Es ist fast ein Wunder, dass die Messewirtschaft noch immer optimistischer in die Zukunft schaut als viele andere Wirtschaftszweige. Die Bundesregierung muss eine aktivierende Wirtschaftspolitik machen:
- Runter mit den Energiekosten!
- Deutlich weniger Bürokratie!
- Konsequente Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, gerade im Bereich der Visavergabe!
Freihandel?
Unbedingt! Wir sind als Exportnation groß geworden, aktuell auf Platz 3 weltweit, auch das ist Teil der DNA unserer Volkswirtschaft. Handel ist unser aller Wohlstandsgarant. Freihandel fördert Wachstum und Beschäftigung. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD benennt die Stärkung der Außenwirtschaftspolitik als Ziel.
Der schnellste und einfachste Schritt ist: Messeförderprogramme wie das Auslandsmesseprogramm oder für Start-ups im Inland, Young Innovators, müssen inhaltlich gestärkt und finanziell erhöht werden. Die mehr als 210.000 mittelständischen deutschen Unternehmen, die seit 1949 mit dem AMP ihre erste Auslandsmessebeteiligung gestemmt haben, sind die Unternehmen, die den Ruf Deutschlands als Exportnation begründet haben.
Wir möchten die Bundesregierung motivieren, Freihandelsabkommen voranzutreiben – auch wenn der Gegenwind in Sturmstärke bläst.
Verschiedenheit.
Ein klares Ja dazu! Auf unseren rund 320 Messen Jahr für Jahr sehen wir so viele starke Produkte und beflügelnde Innovationen für nahezu alle Branchen und verschiedene Ansprüche. Unterschiedliche Menschen kommen zusammen und tauschen sich aus, suchen Geschäftspartnerinnen und -partner, suchen gemeinsam nach Lösungen.
- Schätzen wir das wert!
- Unterstützen wir das!
- Beschützen wir das!
Die besten Lösungen für eine gute Zukunft liegen nicht in der Einfalt, sondern in der Vielfalt, und das zeigt sich auf unseren Messen – egal ob regional, national oder international – an fast jedem Tag des Jahres.
Ihr
Philip Harting
Philip Harting (Jahrgang 1974) ist 2025 als AUMA-Vorsitzender für eine dritte Amtszeit von drei Jahren gewählt worden. 2019 wurde er erstmals zum Vorsitzenden gewählt, seit 2008 ist er im AUMA-Vorstand aktiv. Harting ist Vorstandsvorsitzender der gleichnamigen Technologiegruppe, die auf vielen nationalen und internationalen Messen als ausstellendes Unternehmen vertreten ist.