Messeplatz Deutschland

Ausblick und Rückblick

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Zuversicht, Streiks und Corona-Nachwehen:
Messen beweisen Stärke

Ein Beitrag von Hendrik Hochheim, Leiter Bereich Messen Deutschland im AUMA

Hendrik Hochheim ist seit 2021 Leiter des Bereiches Messen Deutschland im AUMA und Geschäftsführer der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM).

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Die Messewirtschaft in Deutschland erholt sich sichtbar und spürbar nach Ende der langen Messeverbote während der Corona-Pandemie. Seitdem wird der Wert einer Livemesse von ausstellenden Unternehmen nach vielen digitalen Versuchen neu verstanden, geradezu wiederentdeckt. „Messe macht Wirtschaft lebendig“ lautet deswegen der neue AUMA-Claim. Denn Branchenmessen sind Treiber neuer Themen und werden als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft mehr denn je gebraucht.

2025

Für die übergroße Zahl der ausstellenden Unternehmen ist Messe nicht zu ersetzen, zeigt der jüngste AUMA-Aussteller-Ausblick 2024/2025 zu Messeplanungen. Die klare Mehrheit der ausstellenden Wirtschaft will ihre Messebudgets weiter steigern oder wenigstens stabil halten. Auch die Zahl der Beteiligungen an verschiedenen Messen zu einem oder zu Querschnittsthemen soll konstant bleiben. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich die politischen Rahmenbedingungen nicht (weiter) verschlechtern. Das gilt sowohl für die große weite Welt als auch für die Politik der Bundesregierung und manchmal sogar für die in den Bundesländern.

Für viele ausstellende Unternehmen sind die nach der Pandemie zum Teil stark gestiegenen Kosten für Reise, Logistik, Übernachtung und Verpflegung der Schmerzpunkt ihrer künftigen Messebeteiligungen. Einige Messeveranstalter reagieren mit einer Verkürzung der Messelaufzeit und intensivieren dafür den Rundum-Service für ihre Kundschaft. Neue Technologien und künstliche Intelligenz helfen wiederum, den Informationstransfer und wichtige Prozesse zu digitalisieren und so die Kostensteigerungen gering zu halten.

Die Expertise der Besucherinnen und Besucher, das Netzwerken und die stärkere Fokussierung auf das Lösen konkreter Probleme werden wichtiger. Die relevante Community zum Messebesuch zu motivieren, steht im Zentrum verstärkter Marketingaktivitäten für ausstellende Unternehmen und Messeveranstalter. Passgenaue Ansprache der Besucherinnen und Besucher und damit Zufriedenheit der Kundschaft sind die wichtigsten Aufgaben. Für den Messebesuch wird die Nachhaltigkeit des Messestands und der gesamten Veranstaltung zum Entscheidungskriterium, das ein gemeinsames Handeln der Veranstalter und Aussteller erfordert.

2024

Mehr als 330 Messen sind im Jahr 2024 geplant – davon fast 180 nationale oder internationale Leitmessen der Wirtschaftszweige. In diesem Jahr kehren auch die letzten Branchenmessen mit mehrjährigem Turnus aus der pandemiebedingten Pause oder nach Vertagung auf Ausweichtermine zurück zu angestammten Rhythmen und Zeiten im Messekalender.

War auf die gute An- und Abreise zu den 70 Messeplätzen in unserem Land bisher früher Verlass, so wurden jetzt Messeteilnehmerinnen und -teilnehmer auf eine besonders harte Probe gestellt. Im ersten Quartal waren mehr als 50 Messen von Streiks bei der Bahn, im Personennahverkehr und an Flughäfen betroffen. In Relation zu den Zahlen der Vorjahre dürften wegen der Streiks wenigstens 222.000 Besucherinnen und Besucher weniger gekommen sein – ein Minus von durchschnittlich elf Prozent. Ob das noch alle im Blick haben am Jahresende, wenn die Schlussrechnungen präsentiert werden? Schwer wiegen die verpassten Gespräche und Geschäftsanbahnungen, die Deutschland in einem schwächelnden wirtschaftlichen Umfeld so dringend braucht.

Der AUMA-Veranstalter-Ausblick gibt Auskunft über die robuste Verfassung der veranstaltenden Wirtschaft: Mittelfristig wollen fast 50 Prozent der Messeveranstalter ihre internationalen Leitmessen in Deutschland weiter stärken. Rund 35 Prozent wollen gleichzeitig das Auslandsgeschäft intensivieren. Drei Viertel schätzen, dass sich die deutschen Messen im internationalen Wettbewerb in den nächsten zwölf Monaten gleich oder besser entwickeln werden. Für den weitaus größten Teil der deutschen Messen findet der Wettbewerb im eigenen Land und in der Europäischen Union statt. Weitere wichtige Wettbewerbsmärkte sind Nordamerika, Süd-, Ost-, Zentralasien und der Nahe und Mittlere Osten.

Zu Beginn des Jahres überrascht das Institut der Deutschen Wirtschaft mit seinem Blick auf alle Branchen in Deutschland: Kaum eine Branche schaut so zuversichtlich wie die Messewirtschaft auf 2024. Hoffnung, Zuversicht und Mut, wo andere, sonst starke Branchen dem Jahr bange entgegenschauen. Doch muss auch gesagt werden: Der Fall in das Loch der Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 war tief für die deutsche Messewirtschaft.

Messejahr 2023

  • 320 von 360 geplanten Messen fanden statt. Die Mehrheit der abgesagten Messen waren regionale Publikumsmessen.

  • 22 Messen fanden erstmals statt. Themen waren Bau- und Energiewirtschaft mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie Gastgewerbe.

  • Über 183.000 ausstellende Unternehmen und 11,4 Millionen Besucherinnen und Besucher wurden registriert.

  • 96.000 Aussteller kamen aus dem Ausland, ein gutes Drittel mehr als 2022.

2023

war das erste Jahr mit einem vollständigen Messekalender von Januar bis Dezember seit Ende der Corona-Pandemie. (2022 begann erst nach Aufheben aller Restriktionen im Mai in ganz Deutschland für die Messen.) Die Messebranche erholt sich nach der Corona-Krise und verzeichnet ein dickes Plus gegenüber 2022. Man staunt! Etliche Branchenmessen feierten ihr Nach-Corona-Comeback mit großem Erfolg. 320 Messen haben stattgefunden, darunter viele Messen mit einem mehrjährigen Turnus. Rund 40 Messen wurden – vor allem im starken ersten Quartal – abgesagt, die Mehrheit darunter waren regionale Publikumsmessen. Bei ihnen machen sich die gestiegenen Kosten für Energie und Dienstleistungen stark bemerkbar. Immerhin knapp zwei Dutzend Messen feierten 2023 ihre Premiere. Themen waren Bau- und Energiewirtschaft mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie das Gastgewerbe. Rein digital fand keine Messe mehr statt.

Rund 11,4 Millionen Besucherinnen und Besucher sowie 183.000 ausstellende Unternehmen kamen messehungrig zu den rund 70 Messeplätzen in Deutschland. Die robuste Erholung ist besonders im Vergleich zu 2022 sichtbar: 50 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher und 30 Prozent mehr Aussteller lassen jeden Zweifel an der Bedeutung des Instruments Messe schmelzen.

Rund 6,34 Millionen Quadratmeter wurden insgesamt gebucht. Allein 5,2 Millionen Quadratmeter davon waren Buchungen auf den 166 herausragenden Messen mit internationaler oder nationaler Bedeutung. Dort trafen sich mehr als 7,5 Millionen Besucherinnen und Besucher und 147.000 ausstellende Unternehmen.

Mit beeindruckend großer Präsenz meldeten sich die internationalen Interessanten am Messeplatz Deutschland zurück. 96.000 ausstellende Unternehmen kamen aus dem Ausland; 2022 waren es noch ein gutes Drittel weniger. China hat mit einem Anteil von über 15 Prozent seine Top-Position unter den Ausstellernationen von 2019 (14 Prozent) wieder erreicht nach den coronabedingten Verschiebungen der beiden Vorjahre. Zweitstärkstes Ausstellerland ist Italien (12 Prozent) vor der Türkei (5,2 Prozent), die erstmals in der Spitzengruppe ist.

Messeplatz Deutschland

2023 im Vergleich zu 2022

Anzahl der Messen


Aussteller insgesamt


Standfläche


Besucher


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