Nachhaltigkeit: Große Themen fordern die gesamte Branche
Ein Beitrag von Barbara-Maria Lüder, Managerin Recht, Steuern, Technik und Nachhaltigkeit im AUMA
Erstmalig berichtspflichtig über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten werden viele AUMA-Mitglieder ab 2026. Für das Geschäftsjahr 2025 müssen sie dann in ihren Geschäftsberichten ihr Engagement nach der Corporate Sustainability Reporting Directive nachweisen. Die deutsche Messewirtschaft bereitet sich derzeit auf die dafür erforderliche umfangreiche Datenerhebung vor. Das Maßnahmenpaket des European Green Deal umfasst aber noch viele weitere Regelungen, beispielsweise zu den Sorgfaltspflichten in der Lieferkette oder der Energieeffizienz in Unternehmen, und stellt die gesamte Wirtschaft in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen.
Die deutsche Messewirtschaft hat sich bereits gemeinsam auf den Weg gemacht zur Klimaneutralität. Gut hörbar fiel im Sommer 2022 der Startschuss für alle AUMA-Mitglieder. Eine gemeinsame Position zur ökologischen Nachhaltigkeit wurde zuvor auf breiter Beteiligungsbasis formuliert, abgestimmt und verabschiedet. Grundlage dafür waren die teilweise schon jahrelangen Erfahrungen und Kenntnisse etlicher schneller Läufer im Mitgliederkreis.
Ökostrom
Die Welt bleibt nicht stehen, sie dreht sich schnell weiter. Die Nachhaltigkeitsbranchenposition des AUMA muss ebenso weiterentwickelt werden, was zuletzt im Dezember 2023 geschehen ist: Das große Ziel bleibt das Erreichen der Klimaneutralität im Jahr 2040, immerhin fünf Jahre vor dem nationalen Klimaziel Deutschlands. Um das zu schaffen, muss kontinuierlich an vielen Stellschrauben gedreht werden.
Unser nächster Checkpoint ist die Nutzung von Ökostrom bis 2025: Wir haben uns Anfang 2024 umgehört und wissen: Bereits 81 Prozent der teilnehmenden Unternehmen aus dem AUMA-Mitgliederkreis geben an, dieses Ziel 2025 erreichen zu können. Etliche unserer Mitglieder haben es heute schon erreicht. Der Schlussspurt ist wie so oft die härteste Meile.
Wichtig ist uns auch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung im Messe-Catering. Die kontinuierliche Evaluation von bedarfsgerechten Speise- und Getränkeangeboten und der Einsatz von Mehrweggeschirr tragen dazu bei, die Abfallquote beim Catering zu verringern. Über ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept verfügen im Bereich Catering momentan Stand Anfang 2024 knapp die Hälfte der von uns befragten Messeveranstalter. Vor allem ist das auf den seit der Corona-Pandemie vorherrschenden Mangel an verfügbaren Cateringdiensten zurückzuführen.
Wir bleiben aber auch hier im Rennen.
Außerdem gilt es, weniger Abfall zu produzieren, die Recyclingquote zu erhöhen sowie wiederverwertbare Materialien im Standbau einzusetzen. Es gibt wirkungsvolle Strategien zur Reduzierung des Abfallaufkommens im Standbau. Eine davon: Messestände sollten öfter multifunktional geplant und die Wiederverwendung von Messemöbeln oder Baugruppen sollte zur Norm werden. Wir sehen: Das macht sich letztlich auch positiv bei den Kosten bemerkbar. Wichtig für die Akzeptanz von nachhaltigem Standbau ist die Individualität trotz Wiederverwendung. Messeprofis wissen das schon: Ein besonderes Kennzeichen des Messeplatzes Deutschland ist der kreative und aussagekräftige Standbau hierzulande. Das sollte nicht verloren gehen! Richtig gute Messebauunternehmen zeigen derweil, wie positiv individueller und nachhaltiger Messebau miteinander in Einklang gebracht werden können.
Wiederverwendbarkeit ist ökologisch nachhaltig und kann zugleich kreativ und kostengünstig sein. Das überzeugt! Und manchmal ist es so einfach: Mit einer frühzeitigen Planung des Messeauftritts können das Transportvolumen gebündelt und der Verpackungsmüll reduziert werden. Und am wirkungsvollsten ist es, wenn alle Beteiligten – Veranstalter, ausstellende Unternehmen, Messebaufirmen und Besuchende – an einem Strang ziehen und sich jede und jeder selbst um das Vermeiden von Abfall ernsthaft bemüht.
Mobilität
Die große – möglicherweise sogar die größte – Aufgabe der gesamten Veranstaltungswirtschaft ist jedoch, die möglichst nachhaltige Mobilität der Teilnehmenden zu fördern. Zuerst müssen der öffentliche Personennahverkehr und die Bahn konsequent in das Verkehrskonzept der Veranstaltungen eingebunden werden. Außerdem ist eine Zusammenarbeit mit allen Partnern aus der Reisebranche erforderlich, denn auch die Fluggesellschaften und die Hotels arbeiten – zumeist jeweils für sich – an nachhaltigen Lösungen. Schritt eins auf diesem Weg: Wir müssen unseren Teilnehmenden nachhaltige Reiseoptionen vermitteln und ihnen die Planungsentscheidungen erleichtern.
Und schließlich bleibt festzuhalten, dass durch den Besuch von Leitmessen andere Reisen vermieden werden können, denn Messen sind Branchentreffen für ganze Wirtschaftszweige. Unter einem Dach und an einem Ort zur gleichen Zeit alle zu treffen ist die beste Ausgangslage, um weitere Termine auch gut am Telefon abhalten zu können. Wir arbeiten genau daran.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Branchenposition Nachhaltigkeit.