Chancen und Herausforderungen

Chancen und Herausforderungen

„Nordrhein-Westfalen ist das führende Messezentrum in Deutschland“

Interview mit Hendrik Wüst,
Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen

Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, steht seit 2022 einer schwarz-grünen Landesregierung vor.

© Land NRW | Tobias Koch

Herr Ministerpräsident, Ihre Landesregierung hat in dem bis 2027 laufenden Koalitionsvertrag explizit die Messewirtschaft erwähnt. Zitat: „Wir wollen, dass Nordrhein-Westfalen Messestandort Nummer eins in Deutschland bleibt und bei der digitalen Transformation der Branche eine Vorreiterfunktion einnimmt“, schreiben Sie als Regierungsprogramm fest. Das ist bemerkenswert. Das gibt es so kein zweites Mal in Deutschland. Wieso ist das für Sie wichtig?

Nordrhein-Westfalen ist das führende Messezentrum in Deutschland aufgrund seiner zentralen Lage in Europa, der hervorragenden Infrastruktur und der starken Wirtschaft. Mit vier internationalen Messestandorten in Düsseldorf, Köln, Essen und Dortmund sowie rund 800.000 Quadratmetern Hallenkapazität insgesamt zieht das Land jährlich mehr als 55.000 ausstellende Unternehmen und über drei Millionen Besucherinnen und Besucher aus dem Inland, insbesondere aber auch aus dem Ausland an. Nordrhein-Westfalen ist jetzt das deutsche Topland für Investitionen aus dem Ausland, das zeigt eine aktuelle KPMG-Studie. Wir lassen andere erfolgreiche Industrieländer wie Bayern oder Baden-Württemberg hinter uns. Das spricht für den Standort Nordrhein-Westfalen und zeigt: Wir bauen unsere Potenziale in der Wirtschaft weiter aus.

Damit sind Messen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land. Die Messebesucherinnen und -besucher beleben unsere Hotels, Restaurants und den Einzelhandel und tragen somit zur wirtschaftlichen Stärkung der Regionen bei. Zudem bieten Messen eine einzigartige Plattform für Unternehmen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren, neue Geschäftskontakte zu knüpfen und internationale Märkte zu erschließen. In diesem Sinne ist die Messewirtschaft ein integraler Bestandteil unserer wirtschaftspolitischen Strategie.

Wie gelingt die besagte Vorreiterfunktion bei der digitalen Transformation der Messewirtschaft in NRW?

Der persönliche Kontakt ist und bleibt ein essenzieller Baustein der Kundenbindung und Neukundengewinnung. Die Messe der Zukunft wird das Beste aus beiden Welten verbinden: den persönlichen Kontakt mit der digitalen Welt von morgen. Die digitale Transformation bietet enorme strategische Möglichkeiten, Messen effizienter und erlebnisreicher zu gestalten und neue Geschäftsmodelle zu schaffen.

Die nordrhein-westfälischen Messegesellschaften sind bereits heute führend in der digitalen Transformation. Zwei Schwerpunkte haben sich dabei herauskristallisiert: digitale Lösungen, die das physische Messegeschäft unterstützen, und Lösungen, die den Veranstaltungszeitraum digital verlängern. Ein wichtiger nächster Schritt ist der Einsatz von KI-Technologien, etwa für Content-Erstellung, Kundendialog-Optimierung und intelligentes Matchmaking. In Zusammenarbeit mit unserer Kompetenzplattform KI.NRW wurden bereits zahlreiche Use-Case-Ideen für die Messewirtschaft generiert. Nordrhein-Westfalen nutzt die Kraft der künstlichen Intelligenz umfassend, um die digitale Transformation der Messewirtschaft voranzutreiben und so den Standort zu stärken. So bleibt die Messewirtschaft innovativ und wettbewerbsfähig und sichert nachhaltig den Messeerfolg.

„In diesem Sinne ist die Messewirtschaft ein integraler Bestandteil unserer wirtschaftspolitischen Strategie.“

Knapp dreißig Prozent aller internationalen Messen in Deutschland finden in NRW statt. Wie viele Messen stehen eigentlich pro Jahr auf Ihrem eigenen Besuchsprogramm? Und warum sind diese Termine für Sie wichtig?

Als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist es mir ein Anliegen, regelmäßig Messen in unserem Land zu besuchen. Diese Termine sind aus mehreren Gründen wichtig: Zum einen bieten sie eine hervorragende Gelegenheit, den direkten Kontakt mit Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Fachbesucherinnen und Fachbesuchern zu pflegen. Zum anderen ermöglicht mir der Messebesuch, die neuesten Entwicklungen und Innovationen in verschiedenen Branchen hautnah zu erleben und die Bedürfnisse der Wirtschaft aus erster Hand zu erfahren. Darüber hinaus sind Messen eine wichtige Plattform, um Nordrhein-Westfalen als führenden Messe- und Wirtschaftsstandort zu repräsentieren und zu stärken. Auf vielen Messen ist das Land Nordrhein-Westfalen auch mit einem Landesgemeinschaftsstand vertreten.

Der Weltkongress der Messewirtschaft findet Ende 2024 nach mehr als zwanzig Jahren wieder in Deutschland statt, diesmal in Köln. Welche Eindrücke sollen die Menschen aus aller Welt aus Köln, aus NRW, aus Deutschland am besten mit nach Hause nehmen?

Köln ist bekannt für seine weltoffene und freundliche Atmosphäre, die Besucher aus aller Welt herzlich willkommen heißt. Nordrhein-Westfalen ist ein starker Wirtschafts- und Innovationsstandort, der kulturelle Sehenswürdigkeiten und landschaftliche Vielfalt bietet. Deutschland steht für Qualität, Effizienz und technologischen Fortschritt, was sich auch in der Messewirtschaft widerspiegelt. Nach dem Weltkongress sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen inspiriert, informiert und motiviert nach Hause zurückkehren. Sie sollen neue Impulse und Ideen für ihre Arbeit mitnehmen, sich mit internationalen Branchenexpertinnen und -experten vernetzen und von den neuesten Megatrends profitieren. Ich hoffe, dass alle Gäste gern auf die Koelnmesse als Topdestination für Kongresse und Messen zurückblicken und die positiven Eindrücke weitertragen, um das Bild von Köln, Nordrhein-Westfalen und Deutschland zu stärken.

Die Messeplätze in NRW feiern dieser Tage etliche bemerkenswerte Jubiläen: Die Messe Essen den 111., die Koelnmesse 2024 den 100., die Messe Dortmund 2025 den 100. Geburtstag. Was wünschen Sie den Jubilaren?

Ich wünsche unseren Messestandorten, dass sie weiterhin erfolgreich sind und als wichtige Plattformen für Innovation, Austausch und Wachstum dienen. Dass sie die Welt zu uns nach Nordrhein-Westfalen holen und von uns überzeugen: von unseren herausragenden Standortfaktoren, von unserem Innovationsstreben, von unserer Gastfreundschaft. Und natürlich, dass sie auch in Zukunft ihre Besucherinnen und Besucher mit spannenden Veranstaltungen begeistern und einen positiven Beitrag für Wirtschaft und Gesellschaft leisten. Alles Gute für die kommenden Jahre und viele weitere erfolgreiche Messen!

Die Fragen stellte Steffen Schulze, Leiter Kommunikation und Marketing im AUMA.