„Ein Partnerland kann sich medial auf der Weltkarte platzieren“
Interview mit Marco Siebert, Director for International Relations bei der Deutschen Messe AG, Hannover
Lieber Marco Siebert, 2025 bekommt Kanada die große Bühne, 2024 war Norwegen das Partnerland, davor lag der Fokus auf Indonesien. Wie werden die Partnerländer ausgewählt?
Ausschlaggebend ist die internationale Attraktivität eines Landes als Wirtschaftspartner auf den Ebenen von Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie. Jedes Partnerland hat eine hervorragende Gelegenheit, sich der globalen Industrie mit neuen Technologien, Investitionsmöglichkeiten, innovativen Wachstumsstrategien oder Forschungsprojekten zu präsentieren. Generell unterscheiden wir zwischen zwei Typen von Partnerländern: den Hochtechnologieländern, also den exportorientierten, hoch entwickelten Industrienationen, und den Ländern, die zurzeit noch ein hohes Entwicklungs- und Absatzvolumen bieten, um auf das Niveau der Industrieländer zu wachsen.
Wie gewinnt die Industriemesse durch das Partnerlandkonzept?
Das Partnerland steht ein ganzes Jahr lang im Fokus der Hannover Messe. Traditionell unterstützen die jeweiligen Regierungen und führenden Fachverbände das Projekt mit vielen Ressourcen und Aktivitäten im Vorfeld sowie während der Messe. Auch viele große Industrieunternehmen aus dem jeweiligen Partnerland engagieren sich, was in der Regel zu einem beeindruckenden Messeauftritt führt. Zugleich gewinnen wir durch das Konzept zahlreiche Neuaussteller aus dem jeweiligen Partnerland, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, die sich bisher noch nicht in diesem globalen Kontext gezeigt haben. Das Interesse am Partnerland seitens der Presse ist ebenfalls sehr groß. Sowohl in der Vorberichterstattung als auch während der Messe steht das Partnerland im Mittelpunkt.
Was haben die Kundinnen und Kunden davon?
Ein Partnerland und seine ausstellenden Unternehmen bekommen einen großen internationalen Schub und können sich medial auf der Weltkarte platzieren. Das Hauptziel eines Partnerlandes ist dasselbe wie für jeden Aussteller der Messe: profitable Leads aus der ganzen Welt zu generieren. Darüber hinaus besteht für das Partnerland die Möglichkeit, internationale Investoren anzuziehen, die eigenen Exporte zu steigern. Die Aussteller können sich in der globalen Industriegemeinschaft als erstklassige Hersteller hochwertiger, innovativer Produkte präsentieren. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Aussteller des jeweiligen Partnerlandes zahlreiche neue Geschäftskontakte, insbesondere zu neuen Zielgruppen, anbahnen. Damit wirkt die Messebeteiligung lange nach. Das Rahmenprogramm fördert den internationalen Wissenstransfer durch zahlreiche Themenkonferenzen, Fachforen und Netzwerkevents.
Welchen Anteil hat die Kundschaft bei der Entscheidung für den jeweiligen Länderfokus, also die ausstellenden Unternehmen, aber auch die Besucherinnen und Besucher?
Wir sind mit unseren Aussteller- und Fachmessebeiräten in ständigem Austausch und führen einen engen Dialog mit den führenden deutschen und internationalen Industrieverbänden, welche Länder technologisch, aber auch als Absatzmärkte ein hohes Zukunftspotenzial genießen. Damit können wir sehr gut analysieren, wo die Interessen der Aussteller- und Besucherzielgruppen liegen. Mittlerweile bewegen wir uns mit dem Partnerlandkonzept aber auch in global zunehmend anspruchsvolleren politischen Rahmenbedingungen, die wir beachten müssen. Das ist eine wachsende Herausforderung, bietet aber zugleich große Chancen, mit dem Partnerlandkonzept Türen in neue Märkte für unsere Aussteller und Besucher zu öffnen.
Wie lange gibt es bei der Hannover Messe schon das Konzept der Partnerländer? Welches Land würden Sie einmal sehr gern als Partner werben?
Das Partnerlandkonzept gibt es, mit kurzer Unterbrechung, seit nunmehr über 40 Jahren. 1980 hatten wir mit Brasilien das erste offizielle Partnerland. Ein besonderes Ereignis war sicherlich das Partnerland USA mit dem Besuch von US-Präsident Barack Obama auf dem Messegelände in Hannover. Wenn wir auf die Weltkarte schauen, haben wir mit unseren Partnerlandaktivitäten fast alle Kontinente erreichen können bis auf Afrika. Das ist sicher eine besondere Herausforderung, aber unsere Planungen gehen weit in die Zukunft.
Die Fragen stelle Anne Böhl, Managerin Media im AUMA.